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wir4kultur | 2024 | Forschungsfelder und Fördertürme III

RP, 04.11.2024, Kamp-Lintfort | Die Gruppe „Ayé!“ kommt Mitte November für drei Tage nach Kamp-Lintfort. Sie spielt in der Besetzung Harfe, Kontrabass, Stimme, Ukulele und Elektronik. Foto: Kulturprojekte Niederrhein

 

Wie der „Dritte Ort“ Schirrhof sich entwickelt

Kultur in Kamp-Lintfort

Kamp-Lintfort · Zusammen mit dem Verein Kulturprojekte Niederrhein will die Stadt den Schirrhof zur Kulturgröße in der Region etablieren. Wie die Kooperation angelaufen ist und welche Veranstaltungen in den nächsten Monaten geplant sind.

Von Josef Pogorzalek

Das kulturelle Profil des Schirrhofs stärken und auf ein neues Niveau heben: Dieser Aufgabe widmet sich der Verein Kulturprojekte Niederrhein seit Frühjahr 2024 im Auftrag der Stadt. Es gab Konzerte, Ausstellungen, Workshops. Nicht alles habe den Nerv des Publikums getroffen, wie etwa eine einwöchige „Residenz“ des Künstlers Jan Tengeler, sagte am Montag Susanne Rous vom Kulturbüro der Stadt. Ein Erfolg seien dagegen eindeutig die Musikveranstaltungen, die Rüdiger Eichholtz von Kulturprojekte Niederrhein organisiert. Eichholtz verfüge über ein „riesiges Netzwerk aus Künstlern und Musikern“. So könne er immer wieder hochkarätige Musiker aus aller Welt an den Niederrhein holen, die meist das weite Feld des Jazz beackern.

Eichholtz zeigte sich glücklich, dass sein Konzept, „andere Musik als reine Unterhaltung“ anzubieten, ankomme. Konzerte mit Künstlern aus den USA, Indien, Norwegen, Südkorea zögen teils Publikum aus ganz NRW an. „Es gibt Leute, die das gerne hören“, sagte der Organisator. Schön sei es aber auch, wenn zum Beispiel Jugendliche von der Skaterbahn am Schirrhof mal neugierig in ein Konzert reinschauen oder Mitglieder der ebenfalls im Schirrhof angesiedelten Fördergemeinschaft für Bergmannstradition. Solche Effekte seien nicht zuletzt dem „besonderen Ort“ Schirrhof zu verdanken. Und wohl auch dem Umstand, dass Kulturprojekte Niederrhein keine Eintrittsgelder für die Veranstaltungen erhebt und stattdessen beim Publikum um Spenden bittet.

73 1Susanne Rous (Kulturbüro) und Rüdiger Eichholtz (Kulturprojekte Niederrhein) wollen den Schirrhof als „Dritten Ort“
noch bekannter machen. Foto: Josef Pogorzalek


Info
Awo sorgt für interkulturellen Austausch
Partner
Eine Kooperation mit der Awo unterstütze den Schirrhof im Bestreben, auch interkulturelle Veranstaltungen anzubieten, so die Stadt. Weitere Kooperationspartner seien unter anderem der Verein Kulturcamp und die Skateboardgemeinschaft Kamp-Lintfort.
Internet Informationen zu den Konzerten im Schirrhof, die Rüdiger Eichholtz organisiert, gibt es im Netz auf kulturprojekte-niederrhein.de


Seit 2021 fördert die Landesregierung insgesamt sechs Jahre lang die Entwicklung des Schirrhofs als „Dritten Ort“ – einen Ort neben dem Zuhause und der Arbeitsstelle, an dem Menschen sich gerne aufhalten und anderen Menschen begegnen. Für die Jahre 2024 bis 2026 kommen insgesamt 120.000 Euro aus Düsseldorf. „Danach müssen wir uns um alternative Fördermittel oder um Sponsoren kümmern“, sagte Susanne Rous. Auch über Eintrittsgelder werde dann nachgedacht werden müssen. Wiewohl klar sei: Eintrittsgelder bedeuteten einen Verlust der „Niederschwelligkeit“ der kulturellen Angebote.

Doch geht der Blick zunächst auf das restliche Jahr 2024. In Kooperation mit Kulturprojekte Niederrhein und weiteren Partnern gibt es noch etliche Male guten Anlass, den Schirrhof aufzusuchen. Am 5. November (20 Uhr) spielt dort das Michael Vitali Trio aus New York Jazz, am 10. November (12 Uhr) gibt es eine Matinee mit der Band Bluff. Vom 14. bis zum 16. November findet eine „Residenz“ der Gruppe Ayé! statt, mit zwei Konzerten und einer „Meditation mit musikalischer Begleitung“ (16. November, 18 Uhr).

Weitere Termine: Vernissage „Woman“ mit dem Verein Kulturcamp (17. November, 12 Uhr), Offene Ateliers der Schirrhofkünstler (23./24. November), „Die Unbeugsamen“: Filmabend mit Diskussion (25. November, 18 Uhr), Artvent Weihnachtsbasar mit Kulturcamp (29. November-1. Dezember).

Am 3. Dezember, 18 Uhr musiziert das Nordsnö Ensemble zur Vernissage der Künstlerin Antje Fuß. Am 13. Dezember, 20 Uhr ist das Oddgeir Berg Trio zu hören, am 21. Dezember 19 Uhr gibt es Musik und ein Krimi-Quiz mit dem Verein Kulturcamp.

Auch für das Jahr 2025 stehen bereits einige Termine fest. Im Januar wird die Band Beyond Borders bei „Neujahrskonzerten“ zeigen, was entsteht, wenn sich Stücke der Beatles mit Jazz und ägyptischer Musik mischen. Auf jeden Fall werde es 2025 wieder ein Schirrhof-Festival geben. Dem 100. Geburtstag von Hanns Dieter Hüsch soll ebenfalls Rechnung getragen werden, vielleicht schon bei einer Ausstellung der Wir4-Städte zum Thema „Zusammenleben vor Ort“, die im Februar nach Kamp-Lintfort kommt.

Und noch eine schöne Idee hat Rüdiger Eichholtz im Kopf: Ein Format, das die Skate-Kultur samt ihrer Musik einbezieht. Es soll dann, so Eichholtz, vom Schirrhof aus auf „Tournee“ zu Skateanlagen in der Region gehen.