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wir4kultur | 2024 | Forschungsfelder und Fördertürme III

RP, 28.05.2024, Kamp-Lintfort | Peter Reichenbach hat ganz viele Farben aus einem Apfel hergestellt. Foto: Armin Fischer (arfi)

 

Wie man die Farben der Natur nutzen kann

Ausstellung in Kamp-Lintfort

Kamp-Lintfort · Künstler Peter Reichenbach stellt im Schirrhof die beinahe unerschöpfliche Farbenvielfalt der Pflanzenwelt aus. Über 170.000 Farbstriche für die kreative Praxis liefern Substrate eines Apfelbaums. Der Gründer des inzwischen weltweit agierenden Sevengardens-Netzwerks zeichnete Kamp-Lintforter Akteure aus.

Von Sabine Hannemann

Die neue Ausstellung „Apfel für Eva“ residiert im Kamp-Lintforter Schirrhof. Für den Essener Künstler Peter Reichenbach ist die Klosterstadt bekanntes Terrain, denn schon vor wenigen Jahren hat er die faszinierende Welt und den praktischen Nutzen der Färbergärten an Kitas und Schulen weitergegeben. Dabei wurden Färbergärten angelegt und in Workshops das Handwerk vermittelt.

Die Ausstellung knüpft an diese Idee an und zeigt farbenreich, zu welchen Farbgebungen ein Apfelbaum in der Lage ist. Die verschiedenen Nuancen lassen sich über einzelne Farbskalen und -striche in den Bildern entdecken. Verwendet wurden für die Extrahierung sieben Materialien, angefangen von der Wurzel über den Stamm bis zu Blättern und Frucht, und dann zermörsert. Über zahlreiche weitere Arbeitsprozesse und Hinzunahme von verschiedenen Substanzen wie Fruchtsäure, Stärke oder anderen Bindemitteln offenbarten sich immer neue Nuancen in der Farbpalette, hergestellt aus dem natürlichen Ursprungsmaterial Apfelbaum.

„Wir haben unendlich viele Möglichkeiten, allein schon durch die Vielfalt der Apfelsorten“, so Peter Reichenbach, der offiziell beim 170.000. Farbstrich aufhörte. Diese Arbeiten bildeten die Grundlage für sein „Sevengardens“-Projekt, mit dem er das Färben mit Naturmaterialien als Kunstbewegung inklusive Netzwerk auf die Bahn brachte und weltweit verankerte. „Nun geht es darum, diesen Schatz im Sinne der Nachhaltigkeit weiter zu heben“, so Reichenbach bei der Eröffnung.

In Kamp-Lintfort wurde bereits an Schulen und Kitas Wissen der floralen Färbetechniken weitergegeben und in die Praxis umgesetzt. Farbig gestalten lassen sich unterschiedliche Objekte bis hin zur textilen Verarbeitung von Stoffen. Für Susanne Rous vom Kulturbüro nach Corona und mit Blick auf die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2027 in Kamp-Lintfort, der richtige Moment, „jetzt wieder Schwung in das Sevengardens-Netzwerk zu bringen.“ Kreativ gestalten mit Farben aus den Gärten der Welt dient den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Das Sevengardens-Projekt von Reichenbach ist als RCE-Ruhr Teil des international agierenden Kompetenzzentrums, das auf nachhaltige Bildungsprojekte konzentriert. RCE-Ruhr zeichnet lokale Kompetenzzentren aus, wie sie in Kamp-Lintfort als Netzwerk in Schulen und Kitas agieren. Von Peter Reichenbach und Susanne Rous erhielten im Rahmen der Vernissage folgende drei Kooperationspartner ihre Auszeichnung: Kulturprojekte Niederrhein, Förderverein der Landesgartenschau Kamp-Lintfort 2020 und Fördergemeinschaft für Bergmannstradition - Linker Niederrhein.